Handlungen (Verhaltensweisen, Tätigkeiten) werden nicht durch “Buchwissen” sondern durch Training gelernt und verbessert. Zwischen Wissen und Können liegt ein Unterschied und es braucht unterschiedliche Strategien um jeweils das eine oder andere (oder auch beides) zu entwickeln.
Viele Menschen werden wahrscheinlich gar nicht wissen, dass es überhaupt einen Unterschied zwischen Wissen und Können gibt und alleine diese Kenntnis bringt schon einen grossen Nutzen an sich. Ansonsten sammelt man immer mehr Wissen an und wundert sich, dass daraus nicht automatisch auch Können entsteht.
Unter Wissen versteht Vera Birkenbihl alles was mit Fakten und Daten und generell Informationen und deren Aufnahmen und Wiedergabe zusammenhängt. Unter Können versteht sie nur, was wir auch tatsächlich dann in Handeln umwandeln können.
Hier sein z. B das Schreiben im 10 Finger System genannt. Wir können z.B. viel über das 10 Finger-System lesen und lernen und dadurch eine Menge darüber wissen und trotzdem das 10 Finger System nicht beherrschen.
Etwas zu wissen (selbst zu wissen, wie es geht) ist also nicht genug und bedeutet nicht, dass wir das, was wir wissen, auch in eine Fähigkeit – also in ein Können – umsetzen können. Und damit verbunden ist auch die Einsicht, dass Lernstrategien, die darauf abzielen Wissen zu erlangen, nicht zwangsläufig dazu führen, dass wir dieses Wissen auch anwenden können. (siehe Schule und Universitäten)
Dabei gibt es jedoch eine gute Nachricht. Wenn sie viel wissen, aber trotzdem wenig können, dann liegt dass nicht an ihrem „Können“, sondern daran, dass sie höchstwahrscheinlich versuchen mit einer Wissensstrategie eine Fähigkeit (ein Können) zu erlagen. Um aber eine Fähigkeit zu erlangen, müssen sie eine andere Strategie verfolgen. Das Erlangen von Fähigkeiten erfordert eine andere Art des Lernens.
Die Trainingskurve (Können-Kurve)zeigt einen völlig anderen Verlauf als die Wissenskurve. Das Erlangen von Können geschieht in Sprüngen.
Wenn wir anfangen eine neue Fähigkeit zu erlernen, ist keine kontinuierliche Verbesserung festzustellen. Das Erlernen von Fähigkeiten geschieht hauptsächlich in Sprüngen, die von Plateaus unterbrochen werden, in denen, obwohl wir konzentriert weiter üben, vermeintlich nichts passiert, bis wir wieder einen neuen Sprung in unserem Können erleben. So ein Sprung kann auch über Nacht passieren. Aber unmittelbar nach diesem “Hoch” fällt unsere Leistung etwas ab und stabilisiert sich auf einem Plateau. erst wenn wir dieses Plateau durchlaufen haben und weiter trainieren beginnt der Prozess zur nächst höheren Stufe unseres Könnens.
Hinzu kommt, dass die Geschwindigkeit, mit der wir eine Fähigkeit erlernen, deutlich langsamer abläuft, als die Geschwindigkeit mit der wir Wissen erlangen können.
Einstein braucht z.B. nachdem er 1905 die spezielle Relativitätstheorie entwickelt hatte, nochmal weitere 9 Jahre, bis er die allgemeine Relativitätstheorie abgeschlossen hatte. Ein ausgebildeter Physiker kann heutzutage jedoch das Wissen zur speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie in wenigen Tagen bis Wochen erlangen. Die Relativitätstheorie in kurzer Zeit zu verstehen, bedeutet jedoch bei weitem noch nicht, dass man sie anwenden kann und noch weniger, dass man das Können eines Einsteins hätte, die Relativitätstheorie eigenständig zu entwickeln.
Jedes Mal, wenn wir etwas lernen, bauen wir neue Nervenbahnen. Diese beginnen immer als »Trampelpfad«, den Sie im »neuronalen Dickicht« finden müssen. Erneutes Begehen dieses Pfades weitet ihn allmählich aus; und wenn Sie diesen Weg wiederholt nutzen, beginnen – wie bei einem Marathonlauf – Zuschauer aufmerksam zu werden und Ihnen zu helfen: Sie räumen Steine weg und halten den Weg frei. So wird es für Sie im Laufe der Zeit immer leichter, hier entlangzugehen. Und langsam wird dann eine kleine Strasse daraus. Ausserdem passen die Helfer auf, ob Sie auch weiterhin diesen Weg nutzen. Ist das der Fall, schliessen sie, dass der Gehirn-Benutzer hier eine wirklich gute Strecke haben will, und sagen: »O.K., jetzt asphaltieren wir!« Dann wird eine grosse Strasse daraus oder – wenn er weiterhin am Ball bleibt – sogar eine Autobahn. Ob zu einer Erinnerung ein Trampelpfad oder eine Autobahn führt, hängt also davon ab, wie oft oder intensiv der Gehirn-Besitzer sich mit diesem Gedächtnisinhalt befasst hat. Ab und zu gibt es nun so etwas wie ein elektrophysiologisches Gewitter im Kopf (sie nehmen im höheren Alter zu). Wenn dabei ein Blitzschlag einen Baum im Dickicht trifft, dann fällt er um – zum Beispiel auf einen Weg zu einer Ihrer Erinnerungen. Führte nur ein Trampelpfad zu dieser Erinnerung, dann ist der Weg nun versperrt: Die Plaque hat gesiegt. War der Weg zu dieser Erinnerung hingegen eine Datenautobahn, dann dürften Sie immer noch zu Ihrer Erinnerung finden können.
Merke: Immer wenn sie auf einem Plateau sind können Sie sich freuen, denn der Trampelpfad wird gerade Asphaltiert. Nicht Aufgeben! Wir müssen lernen, das Plateau zu lieben, denn jedes Plateau ist der Beweis dafür, dass lernen stattfindet.
Weitere Informationen dazu siehe Wissensnetz und Wissenskurve .
Diese Information stammen von Vera Felicitas Birkenbihl, deutsche Managementtrainerin und Sachbuchautorin.